Topwater auf grosse Döbel


Im Sommer stehen die Tessiner Döbel zuverlässig nah am Ufer und lassen es sich am reich gedeckten Tisch gut gehen. Ihr Fang ist jedoch alles andere als einfach. Ricci erklärt seine Taktik und zeigt seine Köderfavoriten.

Über den Zielfisch

In der Schweiz gibt es laut wissenschaftlichen Studien zwei eigenständige Arten des Döbel. Auf der Alpennordseite den Alet (Squalius cephalus) und auf der Alpensüdseite den Cavedano (Squalius squalus). Was das Aussehen und die Charakteristik der beiden Arten angeht, sind sie sich sehr ähnlich; der deutlichste Unterschied ist, dass dem Cavedano die Gelb- und Rottöne in den Flossen fehlen. Zudem ist er etwas aggressiver als der nördliche Alet und reagiert deutlicher auf Spinnköder.

Beide Arten sind Allesfresser mit einer breiten Futterpalette, die von kleinsten Krebstierchen über Früchte bis hin zu Futterfischen reicht. Mit zunehmendem Alter werden sie deutlich räuberischer und fressen nebst Fischen auch Frösche, Mäuse und andere Tiere, die in ihr grosses Maul passen.

Hotspots

In der warmen Jahreszeit jagen grosse Raub-Alet fast ausnahmslos in Ufernähe. Einzeln oder in kleinen Trupps ziehen sie ihre Runden in der Nähe von potenziellen Brut- oder Futterfischplätzen. Wir fischen dementsprechend in strukturreichen Flachwasserzonen, an Krautbänken, in Hafenanlagen (wenn es erlaubt ist) und an Abbruchkanten. Interessante Plätze finden wir auch dort, wo etwas Verwertbares ins Wasser fallen könnte, zum Beispiel überhängende Bäume oder Böschungen mit üppiger Vegetation. Nicht zu vergessen sind die Orte, wo Menschen (unnötigerweise) ihr Altbrot entsorgen, um Wasservögel zu füttern. Das eingebrachte Brot interessiert natürlich auch die Futterfische und die Alet selber.

Ködertypen

Da es mittlerweile auch im Sektor Topwater-Fischerei tausende Köder gibt, musste ich eine Auswahl treffen und habe mich dazu entschieden, drei Ködergruppen mit den Anforderungen, die ich an sie stelle, zu beschreiben. Dies sind meine persönlichen Vorlieben und Ansichten. Welche Köder Euch am besten zusagen, müsst Ihr natürlich selber herausfinden.

Topwater Hardbaits

Popper 4 - 8 cm, eher leise Modelle, die nicht zu stark «poppen» und rasseln.

Oberfächen-Wobbler, Imitationen von Fischen, Fröschen oder Insekten. Lauftiefe 0 - 0,3 Meter; auch hier bevorzuge ich Köder, die nur wenig Lärm machen. Oberflächen-Wobbler sind meine erste Wahl, wenn ich keine Alet sichten kann, aber weiss, dass sie in der Nähe sind.

Floating Pencils 4 - 8 cm, ideal in den frühen Morgenstunden oder vor dem Eindunkeln, wenn sie am Jagen sind. Schnell geführt im «Walk the Dog»-Stil sind sie sehr fängig. Pencils dürfen gerne etwas Lärm machen.

Crawler/Zikaden 3 - 5 cm, Imitation einer grossen Motte oder einer Grille, die ins Wasser gefallen ist und sich ans Land zu retten versucht. Sehr fängige Köder, die ordentlich Radau an der Oberfäche machen.

Bugs, auftreibende Käferimitate (Softbaits)

Für mich die fängigsten Alet-Kunstköder überhaupt. Grösse 2,5 - 4 cm, in der Regel aus auftreibendem Silikon gefertigt. Diese Köder provozieren den Biss durch ihr Aussehen und nicht durch ihren Lauf. Es gibt auch Modelle, die so konstruiert sind, dass man sie leicht «poppen» kann, um damit die Aufmerksamkeit der Fische zu wecken.

Mini-Krebse und andere Kreaturen

Grösse 2 - 4 cm: Diese Softbaits werden ohne Gewicht auf den Haken gezogen und laufen dementsprechend bei leichtem Zug knapp unter der Oberfläche. Wegen des geringen Eigengewichts ist die Wurfweite stark reduziert. Trotzdem ist diese Präsentation nicht zu unterschätzen und bringt oft noch einen Biss, wenn die oben beschriebenen Köder nicht funktioniert haben.

Rute, Rolle, Schnur

Bekanntlich sind Alet nicht die stärksten Kämpfer, deshalb ist es auch nicht nötig, mit schwerem Gerät auf sie zu fischen. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass man plötzlich einen Fisch von 2 oder sogar 3 Kilogramm als Gegner haben kann. Ich für meinen Teil nutze Combos aus der leichten bis mittelschweren Eglifischerei. Egli-Ruten haben eine feine Spitzenaktion, und genau diese Eigenschaft braucht es, um leichte Oberflächenköder zu werfen und kontrolliert zu führen. Eine 2000er-Rolle, bespult mit einer geflochtenen 4-Kilo-Schnur passt bestens dazu. Als Vorfach kommt bei den Hardbaits eine 3 Meter lange 0,20mm Mono zum Einsatz und bei Bugs und Mini-Softbaits eine ebenso lange 0,16mm Mono.

Wohlüberlegt anwerfen!

Grosse Döbel sind in der Regel viel einfacher zu entdecken als zu fangen. Wenn sie an der Oberfäche fressen, erkennt man sie gut daran, dass sie, bevor sie das Futter aufnehmen, mit ihrem breiten Kopf zuerst einen kleinen Wasserschwall erzeugen, oder sie verraten sich dadurch, dass ihre Rückenflosse aus dem Wasser herausschaut. Wenn sie im Oberwasser patrouillieren, erkennt man sie gut an ihrem arttypischen Umriss, Verwechslungsgefahr besteht kaum.

Hat man grosse See-Cavedanos gefunden, sind sie aber noch lange nicht gefangen. Weil die Fische von Natur aus sehr scheu sind und ausgezeichnet sehen, sind sie oft schon beim kleinsten Fehler vergrämt. Dies ist insofern nicht schlimm, weil sie meistens nach kurzer Zeit wieder mit dem Fressen anfangen.

Fehler, die man tunlichst verhindern sollte, sind:

  • Den Fischen den Köder direkt vor das Maul werfen
  • Den Köder direkt über die Fische werfen
  • Die Schnittstelle Schnur/Wasser durch ihr Sichtfeld ziehen
  • Den Köder mit einem lauten «Plopp» ins Wasser fallen lassen 

Wie kann man diese Fehler verhindern? Nehmt Euch Zeit, um die Bahnen der Fische zu studieren und platziert den Köder so, dass die Fische von alleine auf ihn stossen. Am schwierigsten zu fangen sind die Döbel, die unbewegt im Wasser stehen, hier sollte man ganz vorsichtig versuchen, den Köder in seine Nähe zu ziehen, oder man versucht mit einem präzisen Wurf etwa 2 Meter vor den Fisch einen Reaktionsbiss zu provozieren.

Petri Heil und viel Spass und Geduld beim Topwater-Fischen auf Döbel, ob südlich oder nördlich der Alpen.